Habakuk
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Interview mit Habakuk im Dezember 2004
Zum 30. Kirchentag: 30 Jahre Habakuk Seit 1975 gibt es die Frankfurter Band Habakuk, die nunmehr auf zwölf Alben zurückblicken kann. In den 80ern entdeckte die Sängerin Angi Dietze die spanische Version des Liedes „Bewahre uns Gott“, dessen deutsche Version ins Evangelische Gesangbuch aufgenommen wurde (Lied 171). Keinen Kirchentag der zurückliegenden 30 Jahre ließen sich die sieben Mitglieder entgehen und auch 2005 werden Sie wieder auf der Bühne stehen . Wie immer erwartet das Publikum jede Menge so genannter „Neuer Geistlicher Lieder“ zum Mitsingen, Feiern oder einfach nur Zuhören – und das zumeist irgendwo zwischen Rock und (Sakro-)Pop. Das Erfolgsrezept: virtuose (geistliche) Texte aus der Feder Eugen Eckerts, herrliche Stimmen und professionelle Musiker. In einem Frankfurter Tonstudio erlebte ich die Band bei der Aufnahme ihres neuen Albums.
Mal für die Einsteiger: Eugen, du schreibst, spielst und singst mit Deiner Band so genannte „Neue Geistliche Lieder“. Was ist eigentlich so neu an den Liedern von Habakuk?

Eugen: Das Stichwort vom Neuen Geistlichen Lied taucht bereits in der Bibel auf, in verschiedenen Psalmen, aber auch in Texten des Neuen Testamentes. Da heißt es: „Singt dem Herrn ein neues Lied.“ Ich selbst verbinde mit dem Begriff „Neues Geistliches Lied“ weniger die Frage des Entstehungsdatums. Es geht mehr darum, wie ich ein Lied neu – geistlich, spirituell – anreichere.

Aha, und in wie fern heben sich eure Neuen Geistlichen Lieder von den herkömmlichen im Gesangbuch ab?

Eugen: Jedes Gesangbuch-Lied ist, durch sein Entstehungs-Jahrhundert geprägt, mit bestimmten Themen verbunden. Ganz klar: Luther hat angefangen, deutsche geistliche Lieder zu schreiben. Da ging's um das Reformationsgeschehen, später, im 18. Jahrhundert um die Verarbeitung von Krieg und Pest. Oder der Pietismus mit seiner häufigen Darstellung des Lebens als Jammertal: Du musst halt irgendwie hier unten durchkommen, die eigentliche Freude, das eigentliche Leben beginnt erst im Paradies.

Neue Geistliche Lieder unserer Gegenwart haben ganz stark den Aspekt hervorgekehrt, dass Leben etwas Schönes ist und dass auch vor dem Tod gelebt werden kann. Aber es geht auch um die politische Verantwortung für dieses Leben: Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung, Frieden – sind drei zentrale Themen. Neue Geistliche Lieder versuchen auch zu reagieren auf ethische Fragen, also wie wir unser Leben führen wollen. Und es geht um die Frage: Wie lässt sich Glaube heute ausdrücken?

Passt ja auch zur Losung des Kirchentagsmottos „Wenn Dein Kind Dich morgen fragt...“


Eugen: Genau.

Aber noch mal zu euch. Angi, wie habt ihr eigentlich angefangen? Ihr habt euch doch nicht als Profi-Musiker irgendwann zusammengefunden und eine Band gegründet, oder?

Angi: Als wir anfingen, waren wir ja noch beinahe Teenager, und eine Art Familien- Band; mit Schulfreunden, Brüdern, Schwestern etc. Da war die Musikalität der Einzelnen erst mal weniger vorrangig. Später nahmen wir, im Zuge des Generationen-Wechsels, natürlich nur noch Profis neu auf.

Eugen: Der Musiker Peter Janssens und sein „Gesangsorchester“ kam bei den Kirchentagen der 70er Jahre besonders stark zum Tragen. Da gab's erste liturgische Nächte, also eine völlig neue Form von Gottesdienst und dazu geistliche Popmusik. Als wir das damals miterlebt haben, war das schon Mit-Anlass für die Gründung unserer Band.

Christoph, würdest du Habakuk als Sakropop-Band bezeichnen?


Christoph: Wenn man Sakropop als Pop- bzw. Rock mit christlichen Texten bezeichnet, ja.

Eugen: Dem stimme ich zu. Aber ich möchte unsere Musik nicht so funktionalisieren. Wir machen eben Pop- oder Rockmusik, und die Texte kommen aus einem geistlichen Umfeld. – Sie müssen aber gar nicht geistlich sein, wie Liebeslieder und Lieder zeigen, die einfach nur Lebensfreude ausdrücken.

Na ja, dem Sakropop wird ja manchmal ein gewisser Stillstand in seiner Evolution nachgesagt..

Christoph: Na gut, bei uns steht jedenfalls die Musik gewissermaßen gleichberechtigt zu den Texten. Das ist bei vielen Sakropop-Bands nicht so, denn da steht der Text im Vordergrund und die Musik entspricht dort nicht so sehr meiner Idealvorstellung von Rockmusik, auch wenn's so gemeint ist. Und so gesehen, ist Habakuk keine typische Sakropop-Band: der Sakropop konstituiert sich bei uns nur über die Texte, in keinster Weise über die Musik.
Andreas: Eigentlich interessiert uns ja auch gar nicht so sehr, wie man unsere Musik nennt. Es ist halt so: durch die Texte entsteht der Bezug zum Sakropop.
Eugen: Wir machen ja auch Musik, die nicht unbedingt zum Mitsingen gedacht ist, die einfach nur Spaß machen soll.

Angi: Aber wir unterscheiden uns auch wieder nicht von anderen christlichen Bands, denn wir machen eine Vielzahl mitsingbare Lieder, und die sind es, die besonders gut ankommen. Also sind wir wohl schon „Sakropopper“.

Also doch?

Angi: Ja, wir stehen dazu.

Eugen: Ist ja eigentlich auch eine akademische Diskussion. Wir machen Musik für ein christliches Umfeld. Über die Klassifizierung sollten sich am besten diejenigen auslassen, die akademisch daran arbeiten.

Da hast du Recht. Beim Kirchentagspublikum jedenfalls sorgt ihr ja immer für volle Hallen und Plätze. Vor wie vielen Leuten spielt ihr dort eigentlich?

Christoph: Unterschiedlich. Zwischen fünfzig und zehntausend.
Eugen: Im Jahr 2000 spielten wir bei der Schlussveranstaltung des Katholikentages in Hamburg mit, vor 20000 Leuten, vom ZDF übertragen. Das sind natürlich richtige Highlights im Leben einer Band.

Und wie viele Veranstaltungen macht ihr so bei einem Kirchentag?


Christoph: Zu meinen Anfangszeiten, 1989, waren es in drei Tagen beinahe fünfzehn verschiedene. Jetzt sind's etwas weniger.

Gibt's denn etwas, was euch dort besonders gut gefällt?

Eugen: Naja, als Band ist man ja meist für Aufbau und Beschallungsanlage (PA) selbst verantwortlich. Das genießen wir natürlich, wenn beim Kirchentag schon alles fertig steht. Und die meisten Techniker sind auch ganz toll und sehr qualifiziert. Außerdem konnten wir beim Kirchentag immer wieder mit hochinteressanten Menschen zusammenarbeiten, mit denen wir sonst wenig bis gar nicht zu tun gehabt hätten. Zum Beispiel begleiteten wir über viele Jahre die Bibelarbeiten von Dorothee Sölle und Luise Schottroff oder spielten zu Veranstaltungen mit Richard von Weizsäcker und Erhard Eppler.

Andreas: Nicht zuletzt haben wir natürlich beim Kirchentag ein größeres Publikum, dem man seine Werke vorstellen kann.

Was fehlt noch?

Eugen: Die Einladung zum Spielen auf dem Schlussgottesdienst steht noch aus.

Berlin war da ja schon etwas besonderes! Wieso bleibt es eigentlich nicht bei ökumenischen Kirchentagen? Das hat doch letztes Mal, 2003, ganz gut geklappt....

Eugen: Nun, ich würde das Verhältnis der beiden Kirchen mit dem zweier Geschwister vergleichen: in vielen Wesenszügen gleichartig. Aber man sollte schon auch darauf achten, was die eigene Persönlichkeit ausmacht – denn von Deckungsgleichheit kann man nicht sprechen. Und deshalb ist es gut, wenn die Evangelische Kirche an ihrem eigenen Profil arbeitet, so wie es die katholische auch tut. Und, trotz des gelungenen ökumenischen Kirchentages von Berlin, sollten wir uns derzeit nichts vormachen: es gibt zwar viele Stellen, an denen wir uns annähern können. Aber es gibt auch eine Anzahl von Unterschieden, die verhindern, dass es wirklich eine gemeinsame Kirche gibt. Das sind auch Dinge, die uns, die Protestanten, ausmachen. Nämlich, dass wir beispielsweise nicht die Obrigkeit des Papstes akzeptieren, dass bei uns Frauen Pfarrerin sein können oder, dass bei uns ohne Einschränkung zum Abendmahl eingeladen wird. Es gibt also schon ganz fundamentale Unterschiede. Man kann darüber ins Gespräch kommen, aber aus ökumenischer Begeisterung über sie hinwegzusehen würde bedeuten, sich etwas vorzumachen.

Klare Worte. Ach ja, beinahe hätte ich's vergessen: Wo kommt eigentlich der Bandname Habakuk her?

Eugen: Eigentlich kommt in unserem Bandnamen, Habakuk, schon unser Anliegen zum Tragen. Wobei ich zugeben muss, dass der Name sicherlich nicht landläufig bekannt ist. Wir werden immer wieder von Menschen danach gefragt. (Die Vermutung ist oft, dass das Wort sich aus den Anfangsbuchstaben der Bandmitglieder zusammensetzt.) Habakuk ist ein so genannter „kleiner“ Prophet im Alten Testament – ihm wurden nur drei Seiten gewidmet – und zwar ein Sozial-Prophet. Aber auf den drei Seiten geht's ziemlich zur Sache. „Wehe dem, der Haus an Haus reiht... wer Reichtum sammelt und häuft“ – und der Prophet Habakuk hat auch eine Vision davon, wie Leben im Miteinander glücken und gelingen kann. Genau das möchten wir auch zum Ausdruck bringen: Sich nicht nur im Jammern zu verlieren, sondern nach Potenzialen, nach Visionen zu suchen, von Heilsamem zu erzählen.

(c) Interview abgedruckt in:
Andreas Klawikowski "Wenn Dein Kind Dich morgen fragt", erschienen im biblioviel Verlag 2005.

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